Pressemitteilung 30.05.2007

Pressemitteilung vom 30.05.2007

Insulinpumpen jetzt auch bei Kindern und Jugendlichen

In der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Krankenhauses Bautzen ist es seit einigen Wochen möglich, dass nun auch Kinder und Jugendliche mit dem sogenannten Typ 1 Diabetes mellitus mit Insulinpumpen versorgt werden können.

Als Diabetes mellitus (?Zuckerkrankheit?) bezeichnet man eine Störung des Zuckerstoffwechsels. Dabei unterscheidet man zwei Formen dieser Erkrankung. Der Typ 1 Diabetes tritt meistens bei Kindern und Jugendlichen auf und ist eine Stoffwechselstörung. Das lebensnotwendige körpereigene Hormon Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse zu wenig oder gar nicht gebildet. Die Kinder und Jugendlichen benötigen daher eine lebenslange Behandlung mit mehrmaligen täglichen Insulinspritzen. In ganz Deutschland sind ca. 20.000 Kinder und Jugendliche von dieser Erkrankung betroffen und jährlich erkranken weitere 2.000. Sachsenweit zählt man in einem Jahr über 100 Neuerkrankungen. Generell leiden in Deutschland etwa fünf bis zehn Prozent der an Diabetes erkrankten Menschen am Typ 1 Diabetes.

Der Typ 2 Diabetes, früher als Altersdiabetes bezeichnet, tritt im mittleren, insbesondere aber im fortgeschrittenen Lebensalter auf. Mit ca. 95% aller Betroffenen ist er der am häufigsten vorkommende Typ. Gerade übergewichtige Menschen, die sich wenig bewegen, haben ein erhöhtes Risiko, am sog. Altersdiabetes zu erkranken. In den vergangenen Jahren verzeichnen die Ärzte deutschlandweit aber auch eine zunehmende Zahl an Jugendlichen mit Typ 2 Diabetes. Dies ist auf starkes Übergewicht, Bewegungsmangel und erbliche Belastung zurückzuführen. Bei dieser Diabetesform ist eine umfassende Behandlung mit Diät, ausreichender Bewegung oder entsprechenden Tabletten möglich.

Beim Typ 1 Diabetes helfen Tabletten nicht. Von Beginn der Krankheit an muss das fehlende Insulin mehrmals täglich gespritzt werden ? rund vier bis sieben Mal. Außerdem muss die zugeführte Insulinmenge mit der Nahrung abgestimmt werden. Wichtig sind regelmäßige, kleine Mahlzeiten, um den Blutzuckerspiegel auf einem konstanten Niveau zu halten. Fällt dieser Spiegel ab, kann es zu einer Unterzuckerung kommen. Folgen davon sind Schwitzen, Blässe, Müdigkeit, Zittern oder plötzliche Wesenänderungen wie Aggressivität und Weinerlichkeit. Schlimmstenfalls droht eine Bewusstlosigkeit des Betroffenen. Die rasche Gabe von Traubenzucker oder zuckerhaltigen Getränken stoppt die Unterzuckerung und das Kind/der Jugendliche erholt sich innerhalb von 5 bis 10 Minuten. Kinder und Jugendliche mit Typ 1 Diabetes dürfen nicht wahllos essen ? jede Mahlzeit muss berechnet und mit dem zu spritzenden Insulin abgestimmt werden. Der Zuckerkonsum sollte eingeschränkt werden, aber es ist nicht mehr notwendig, dass die Betroffenen eine strenge Diät halten oder bestimmte Nahrungsmittel meiden müssen.

In der Diabetesambulanz der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Krankenhaus Bautzen werden derzeit etwa 35 Kinder und Jugendliche mit Typ 1 Diabetes betreut. Die Behandlung der jungen Patienten erfolgt auf Überweisung des behandelnden Kinderarztes. In der Diabetesambulanz wird dann vor allen Dingen die Insulindosis ständig an den Bedarf des Kindes oder Jugendlichen angepasst. Beratungen und Gespräche mit den Eltern und Jugendlichen im Umgang mit der Erkrankung gehören ebenso dazu wie die regelmäßige körperliche Kontrolle. Etwa alle vier bis sechs Wochen werden die betreuten Kinder und Jugendlichen in der Ambulanz vorstellig und lassen ihre Werte überprüfen.

In den vergangenen Wochen konnten in der Kinder- und Jugendklinik im Krankenhaus Bautzen fünf Kinder und Jugendliche, die an Typ 1 Diabetes erkrankt sind, erstmals mit einer Insulinpumpe versorgt werden. Insulinpumpen sind kleine Infusionsgeräte, die am Körper getragen werden und die über einen Katheter und einer unter der Haut liegenden Nadel dem Körper rund um die Uhr Insulin zuführen. Die Umstellung von der Spritzenbehandlung auf die Insulinpumpe muss in der Klinik stationär erfolgen und war bislang für unsere Region nur in der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Dresden möglich gewesen. Eine Insulintherapie mittels Pumpe verbessert nachweislich die Stoffwechsellage bei Diabetes mellitus und hilft damit, Folgeschäden zu vermeiden. Außerdem ermöglicht sie einen wesentlich flexibleren Alltag für die betroffenen Kinder und Jugendlichen und erhöht so deren Lebensqualität.

Während des ca. zehntägigen Klinikaufenthaltes in der Kinder- und Jugendklinik im Krankenhaus Bautzen erlernen die jungen Patienten und ihre Eltern nicht nur die Bedienung der Pumpe, sondern werden auch intensiv zu ihrer Krankheit und deren Behandlung geschult. Die Eltern stehen dabei ihren Kindern als wichtige und unterstützende Partner zur Seite. Zuverlässigkeit, Engagement, Disziplin und ein gewisses technisches Verständnis sind zudem wichtige Voraussetzungen bei Kindern und Jugendlichen für eine Pumpentherapie.

?Mit dem Beginn der Betreuung von Patienten mit Insulinpumpen haben wir einen weiteren wichtigen Schritt hin zu einer umfassenden und optimalen Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus in der Region geschafft?, sagt Frau Dipl.-Med. Ursula Schramm, Leiterin der Diabetesambulanz an der Kinderklinik Bautzen.

Das Team der Diabetesambulanz ist täglich über die Kinder- und Jugendklinik des Krankenhauses Bautzen zu erreichen. Eine Behandlung von betroffenen Kindern und Jugendlichen erfolgt nur mit einer Überweisung des Kinderarztes. Im Vorfeld vereinbaren Eltern bitte unbedingt telefonisch einen Termin über das Sekretariat der Klinik (03591/363-2342).

 



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