Pressemitteilung 26.09.2007

Pressemitteilung vom 26.09.2007

Bei der Konsultation Dr. med. Gamerdinger (vorn) und Dr. med. Jäschen

Zwei Jahre Wirbelsäulenchirurgie im Krankenhaus Bautzen

Rund 90% der Bevölkerung in Deutschland haben in ihrem Leben bereits Bekanntschaft mit Rückenschmerzen gemacht. Dabei sind die Ursachen vielfältig ? Bewegungsmangel, Fehlbelastungen oder Übergewicht sind nur einige davon. In der Chirurgischen Klinik des Krankenhauses Bautzen werden nun schon seit 2005 Erkrankungen der Wirbelsäule minimal-invasiv behandelt ? schonend für den Patienten und hochmodern.

Bei einem Wirbeleinbruch z. B. aufgrund von Osteoporose besteht in der Chirurgischen Klinik im Krankenhaus Bautzen die Möglichkeit, den Osteoporosepatienten minimal-invasiv zu behandeln. Das bedeutet für den Patienten keine großen Schnitte und Narben mehr, sondern nur eine kleine Wunde, in die die zur Behandlung notwendigen Instrumente eingeführt werden. Punktgenaues Operieren ist somit möglich ? der Operateur beobachtet während der Operation das Geschehen auf einem Monitor. Um einen Wirbelbruch operativ zu behandeln, gibt es zum einen die Möglichkeit, mittels einer wirbelsäulenaufrichtenden Orthese eine Schmerzlinderung des Patienten zu erzielen. Hierbei wird ein Ballon in die Bruchstelle eingeführt und dann vorsichtig mit Luft gefüllt. So kann die Wirbelsäule partiell wieder aufgerichtet werden. Zum anderen besteht die Option des minimal-invasiven Einbringens von Knochenzement unter Röntgenkontrolle in den gebrochenen Wirbelkörper. Dadurch werden die Rückenschmerzen bei den Betroffenen stark reduziert, weitere Einbrüche der Wirbel werden verhindert und einer Verformung der Wirbelsäule kann so vorgebeugt werden. Allerdings gilt diese Maßnahme als die letzte therapeutische Möglichkeit, um Wirbelbrüche von Osteoporosepatienten zu behandeln.

Eine weitere Behandlungsmethode, die Dr. med. Richard Jäschen, Leiter der Unfallchirurgie der Chirurgischen Klinik, und sein Team professionell durchführen, ist die minimal-invasive Bandscheibenchirurgie. Negativen Einfluss auf die Wirbelsäule haben neben dem gewöhnlichen Alterungsprozess vor allem chronische Fehlbelastungen aufgrund von angeborenen Fehlstellungen und der Bewegungsmangel durch vorwiegend sitzend ausgeübte Tätigkeiten. Durch diese vielfältigen Belastungen oder durch starke, ruckartige Bewegungen kann es zu Einrissen in der Bandscheibe kommen. Wenn der weiche Kern der Bandscheibe nun nach außen wandert, entsteht eine Bandscheibenprotrusion ? eine Wölbung. Gelangt der weiche Kern aber vollständig nach außen, spricht man von einem Prolaps, einem Bandscheibenvorfall. Außerdem kann es passieren, dass sich dieser Vorfall komplett von der Bandscheibe löst und somit keine Verbindung mehr zwischen der Bandscheibe und dem abgescherten Gewebe besteht. Durch die gewölbte Bandscheibe bzw. durch den vorgefallenen weichen Kern können Schmerzen oder Lähmungserscheinungen im Rücken oder in den Beinen und Füßen auftreten. Durch einen kleinen Einschnitt ist es möglich, die Wölbung der Bandscheibe operativ abzutrennen und so den weiteren Vorfall zu stoppen. Des weiteren kann die Bandscheibe auch mit einer Operation durch die Bauchdecke des Patienten entfernt werden. Dabei erfolgt der Zugang über einen kleinen Schnitt in der Haut von ca. 4 - 6 cm. Die defekte Bandscheibe wird dann komplett entfernt und anschließend der Bandscheibenraum gedehnt, um Platz für eine Prothese zu schaffen. Diese wird individuell angepasst ? je nachdem, wo sich der Bandscheibenvorfall ereignet hat. Die Prothese ist so konstruiert, dass sie eine rasche Beweglichkeit des Patienten ermöglicht. Nach etwa drei Monaten ist die künstliche Bandscheibe in der Regel fest in die Wirbelknochen eingewachsen, was bei Kontrolluntersuchungen durch Röntgenaufnahmen überprüft wird.

Um Rückenschmerzen generell vorzubeugen, rät Dr. Jäschen zu regelmäßiger und angemessener körperlicher Bewegung sowie zu gymnastischen Übungen zur Stärkung der Bauch- und Rückenmuskeln und zur Stabilisierung der Wirbelsäule. Außerdem sieht er die Ursachen vieler Rückenschmerzen in mangelnder Bewegung, Übergewicht, zu starker und falscher Beanspruchung des Rückens und in der falschen Ernährung. ?Viele Menschen ernähren sich vorwiegend von industriell gefertigten Lebensmitteln?, so der Unfallchirurg. ?Dies fördert beispielsweise die Verschleißerkrankungen der Knochen und Gelenke wie die Arthrose. Wichtig ist es, sich ausgewogen zu ernähren und möglichst naturbelassene Nahrungsmittel zu wählen.?

In der Chirurgischen Klinik im Krankenhaus Bautzen werden Patienten von 15 Jahren bis ins hohe Alter behandelt. Im vergangenen Jahr sind insgesamt 46 Operationen an der Wirbelsäule durch geführt worden ? etwa doppelt so viele sind konservativ (mit Spritzen, Tabletten, Physiotherapie etc.) behandelt worden. Als besonders betroffene Patientengruppe entpuppten sich die Handwerker ? durch ihre körperlich sehr belastenden Tätigkeiten sind sie nahezu prädestiniert für Rückenschmerzen und Wirbelsäulenerkrankungen. Die Behandlungen erfolgen auf Überweisung vom niedergelassenen Arzt. Es besteht eine langjährige Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Orthopäden aus Bautzen und der ganzen Oberlausitz sowie Dr. Jäschen als leitendem Unfallchirurgen. Seit Anfang September werden zusätzlich zur traumatologischen Sprechstunde zwei Mal im Monat eine orthopädisch-traumatologische Gemeinschaftssprechstunde (in Kooperation mit Dr. med. Dieter Gamerdinger als niedergelassenem Orthopäden) im Krankenhaus Bautzen angeboten. Die Patienten können ihre Behandlungstermine daher gern telefonisch unter 03591/363-2118 (Sekretariat Unfallchirurgie) vereinbaren.

Weitere Informationen zur Wirbelsäule:

Die Wirbelsäule ist das zentrale Element im Skelettsystem. Sie stellt die knöcherne Mitte des Körpers dar und verbindet alle anderen Teile des Skeletts miteinander ? Arme, Beine und das Becken sind direkt oder indirekt mit ihr verknüpft. Die Wirbelsäule und das in ihrem Inneren liegende Rückenmark übernimmt zudem bei der Steuerung und Übermittlung von Umgebungsreizen eine entscheidende Rolle. Das Rückenmark ist hoch empfindlich und verbindet das Gehirn mit dem peripheren Nervensystem. Die Wirbelsäule stützt den menschlichen Körper und zeichnet sich durch ihre umfangreichen Bewegungsmöglichkeiten aus. Sie besteht aus insgesamt 32 bis 33 Wirbelknochen ? zwischen den Wirbelknochen befinden sich die sog. ?Puffer?, die Bandscheiben. Ihre Hauptaufgabe ist es, starke Bewegungen abzufedern und die Wirbelsäule beweglich und elastisch zu halten. Wenn die Wirbelsäule Verletzungen erleidet, wird natürlich auch die Statik des Menschen beeinflusst. Abhängig davon, wo die Wirbelsäule schmerzt oder gar bricht, krümmt sich dann beim Gehen oder Sitzen der Rücken, um den Schmerz durch diese Haltung auszugleichen. Die Osteoporose, der sog. Knochenschwund, zeichnet sich durch eine niedrige Knochenmasse aus und dadurch bedingten häufigen Knochenbrüchen. Über 25% aller Deutschen über 50 Jahre sind betroffen, also etwa 7,8 Millionen Menschen. Knochenbrüche können dabei insbesondere an den Wirbelkörpern, Hüfte und Unterarm auftreten. Das Risiko steigt mit zunehmendem Lebensalter ? Frauen und Männer erkranken besonders in der zweiten Lebenshälfte an Osteoporose.

 



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