Pressemitteilung 12.04.2007

Pressemitteilung vom 12.04.2007

Schlaflabor erneut zertifiziert

Der Schlaf erscheint den Menschen schon seit der Antike als mysteriös und gefährlich. Die Nacht gilt als Zeit der Unsicherheit und der Gefahr. In der griechischen Mythologie beispielsweise sind Hypnos (der Schlaf) und Thanatos (der Tod) Zwillinge. Bereits seit vielen Jahren arbeiten die beiden Schlaflabore im Krankenhaus Bautzen der Oberlausitz-Kliniken gGmbH erfolgreich an der Erkennung und Therapie von Schlafstörungen.

Ein gesunder und guter Schlaf gilt als die Grundlage für Wohlbefinden, sozialen Erfolg und eine aktive Tagesgestaltung. Der Philosoph Arthur Schopenhauer merkte an, dass der Schlaf für den Menschen dasselbe bedeutet wie das Aufziehen für die Uhr. Interessanterweise verbringt man etwa 3.000 Stunden von 8.760 Stunden im Jahr mit Schlafen ? demzufolge verschläft der Mensch im Durchschnitt 24 Jahre seines Lebens.

Im Durchschnitt schläft der Mensch in der Nacht zwischen fünf und neun Stunden. Etwa 25% der Bevölkerung weichen davon erheblich ab und zählen zu den Kurz- oder Langschläfern. Die Schlafdauer nimmt zudem im Laufe eines Lebens immer weiter ab. Schläft ein Neugeborenes noch 16 Stunden am Tag, so reduziert sich dies zwischen dem 50. und dem 90. Lebensjahr auf durchschnittlich 5,75 Stunden. Ältere Menschen benötigen längere Zeit, ehe sie einschlafen können. Sie wachen nachts häufiger auf und sind dann auch über mehrere Minuten (ca. 7 ? 10 Minuten) wach. Außerdem verschiebt sich die Schlaftiefe in Richtung eines oberflächlichen Schlafes und der Traumschlaf nimmt ab. Durch all diese Faktoren entsteht ein vermehrtes Schlaf- und Ruhebedürfnis während des Tages.

Unter Schlafstörungen leiden etwa 20% ? 30% der Bevölkerung ? allerdings ist davon nur ein geringer Prozentsatz in Behandlung. Eine Schlafstörung ist dann behandlungsbedürftig, wenn die Quantität und die Qualität des Schlafes so weit vermindert sind, dass die Tagesbefindlichkeit entscheidend beeinträchtigt wird. Aktuell werden dabei über 80 verschiedene Schlafstörungen unterschieden. Die hauptsächlichen Ursachen von Schlafstörungen liegen zu ca. 36% bei psychiatrischen Störungen, zu ca. 24% bei psychophysiologischen Störungen wie Erregung und Anspannung, zu ca. 19% bei Schlafapnoe und zu ca. 7% bei Alkohol, Medikamenten und Sucht.

Schlafapnoe bedeutet, dass während des Schlafens die Atmung länger als 10 Sekunden aussetzt und das mehrmals während der Nacht. Bei mehr als 10 Apnoen (Atemaussetzern) pro Stunde liegt eine ernsthafte Erkrankung vor, die behandelt werden muss. Die Ursache dieser Schlafapnoe liegt in der Erschlaffung der Schlundmuskulatur im Schlaf ? dadurch verengen sich die Atemwege im Schlundbereich. Bei geringer Einengung kommt es zum Schnarchen, bei komplettem Verschluss allerdings zur Atempause. Wenn die Atmung im Schlaf jedoch nicht einwandfrei funktioniert, fällt der Sauerstoffgehalt im Blut ab. Dies löst im Hirn eine Weckreaktion aus ? dabei werden durch die Mitaktivierung der Schlundmuskulatur die Atemwege wieder frei. Diese Phasen können sich mehrere hundert Mal in einer Nacht wiederholen. Jedes Mal kommt es zum kurzzeitigen (vom Patienten selbst nicht bemerkten) Aufwachen und damit zur Schlafstörung. Typische Merkmale sind dann eine deutlich erhöhte Tagesmüdigkeit und eine Einschlafneigung bei monotonen Tätigkeiten.

Schlafapnoe führt auf lange Sicht zu einer signifikant niedrigeren Lebenserwartung, zu extremer Tagesschläfrigkeit, zu Konzentrationsstörungen, Schwindelattacken und zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Betroffenen können jederzeit tagsüber vom sog. Sekunden- oder Mikroschlaf überkommen werden ? etwa 40% der Autounfälle beispielsweise werden durch Übermüdung und Sekundenschlaf am Steuer verursacht.

Seit 1995 gibt es in der Oberlausitz-Kliniken gGmbH im Krankenhaus Bautzen ein Schlaflabor ? angesiedelt in der Medizinischen Klinik. Die Arbeit begann dort mit zwei Behandlungsplätzen zunächst nur für Erwachsene. In der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin wurden 1997 erstmalig Säuglinge und Kleinkinder mit Schlafauffälligkeiten behandelt. Mittlerweile verfügt das Schlaflabor für Erwachsene unter der Leitung von Oberarzt Dr. med. Frank Weder über vier Behandlungsplätze, das Schlaflabor in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin über zwei Plätze. Verantwortlich ist hier der Oberarzt Dr. med. Peter Lange. Im Jahr 2006 wurden ca. 690 erwachsene Patienten und etwa 420 Kinder in den Schlaflaboren behandelt. Eingegliedert ist das Schlaflabor für Erwachsene in die Station 1 in der Medizinischen Klinik. Das Pflegepersonal, das die entsprechenden Geräte und Monitore überwacht und den Patienten betreut, verfügt über langjährige Erfahrungen auf diesem Gebiet.

Bereits im Jahr 2001 erfolgte die erste Zertifizierung der beiden Schlaflabore durch die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) für fünf Jahre. Dabei wurden u. a. die vorhandene Technik und die Räume des Schlaflabors von der Akkreditierungsgesellschaft begutachtet und die Leiter der Schlaflabore mündlich geprüft. Im Dezember vergangenen Jahres erreichten beide Labore nach einer erneuten Prüfung der Einrichtungsstrukturen und der Qualität der Arbeit die Rezertifizierung für weitere zwei Jahre bis zum 31.12.2008. Im vergangenen Jahr absolvierte der Leiter des Schlaflabors OA Dr. Weder zudem eine Prüfung bei der Landesärztekammer und darf sich nun offiziell ?Schlafmediziner? nennen. Er gehört jetzt zu den ersten zehn sächsischen Internisten mit dieser Zusatzqualifikation des Schlafmediziners. Dies trug natürlich auch zur erfolgreichen Rezertifizierung der Schlaflabore bei.

Neben vielen anderen Formen der Schlafstörungen werden im Krankenhaus Bautzen vorwiegend Patienten mit dem Schlafapnoesyndrom diagnostiziert und therapeutisch behandelt. Wenn ein Patient über die Symptome der Schlafapnoe klagt, führt zunächst der niedergelassene Arzt die Voruntersuchungen mit einem tragbaren Diagnostikgerät durch. Anschließend wird der Patient, wenn nötig, an das Schlaflabor überwiesen, um den Schlafstörungen genauer auf den Grund zu gehen. Im Schlaflabor erfolgt dann eine komplette Schlafüberwachung des Betroffenen über seine nächtlichen Schlafphasen (Tief-, Leicht- und Traumschlaf).

Von vielen kleinen Elektroden werden dabei EKG, Hirnströme, Muskelaktivität, Augenbewegungen und Sauerstoffgehalt abgeleitet. Außerdem wird der Atemfluss an Mund und Nase gemessen, ein Schnarchmikrophon nimmt die nächtlichen Geräusche auf. Nach der Auswertung dieser Aufzeichnungen und ausführlichen Gesprächen mit dem Patienten über sein Schlafverhalten erfolgt die Therapieeinstellung. Beim leichten Schlafapnoesyndrom kann eine Gewichtsreduktion hilfreich sein, da dadurch die Fettpolster im Schlundbereich mit beeinflusst werden. Beim mittelgradigen und schweren Schlafapnoesyndrom kann eine nächtliche Verhinderung des Kollapses im Schlundbereich die Tagessymptomatik und die Atempausen nahezu komplett beseitigen. Dies erfolgt durch die Applikation eines Luftüberdruckes über eine spezielle Nasenmaske. Der Luftüberdruck verhindert somit zuverlässig den Kollaps im Schlundbereich.

Das Resultat spricht für sich: bei über 95% der Behandelten ist eine ungestörte Nachtruhe wieder möglich und die Atemaussetzer gehören der Vergangenheit an. Die Nachbehandlung der Patienten erfolgt dann wieder über den niedergelassenen Arzt.

 



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