Pressemitteilung 02.05.2007

Pressemitteilung vom 02.05.2007

Kontinenzberatungsstelle im Krankenhaus Bischofswerda

Seit dem 29.03.2007 darf sich nun ein Behandlungsbereich der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Krankenhauses Bischofswerda ?Ärztliche Kontinenzberatungsstelle? nennen. Diese Bezeichnung drückt jetzt offiziell aus, was bereits seit 1998 an Kontinenzbehandlungen bei Frauen von den dortigen Ärzten geleistet worden ist.

Inkontinenz nennt man die fehlende oder mangelnde Fähigkeit des Körpers, den Blasen- und /oder Darminhalt sicher zu speichern und selbst zu bestimmen, wann und wo er entleert werden soll. Dabei sind unwillkürlicher Urinverlust oder Stuhlabgang die Folge. Frauen, die unter Urininkontinenz leiden, fühlen sich eingeschränkt ? in ihren sozialen Kontakten, in ihren Aktivitäten wie Sport, Konzert- und Theaterbesuchen und in ihrer generellen Lebensführung. Neueren Untersuchungen zufolge leidet etwa jede fünfte Frau in Deutschland unter Blasenschwäche und 35% der über 50jährigen sind davon betroffen. Zwei Ursachen sind bei Inkontinenz am häufigsten zu finden: zum einen die sog. Reizblase, zum anderen die Verschlussschwäche der Schließmuskulatur.

Die Reizblase reagiert nervös und übersensibel und es entsteht das Gefühl, häufig auf Toilette gehen zu müssen. Gerade vor unangenehmen oder ungewohnten Situationen tritt der Harndrang auf. Oft können Frauen den Urin nur kurze Zeit halten und müssen dann sehr rasch wieder eine Toilette aufsuchen. Diese Art der Harninkontinenz bezeichnet man auch als Dranginkontinenz. Die Verschlussschwäche zeigt sich in einer Schwächung der Beckenbodenmuskulatur und ist zurückzuführen auf Schwangerschaft und Geburt oder auf die hormonelle Umstellung während der Wechseljahre. Wenn die Beckenbodenmuskulatur in ihrer Spannkraft nachlässt, kann bei körperlicher Belastung wie Husten, Niesen oder Lachen ungewolltes Tröpfeln oder stärkerer Urinverlust auftreten. Auch bei intensivem Joggen oder Nordic Walking kann es zu ungewolltem Urinverlust kommen. Diese Belastungsinkontinenz ist die häufigste Form der weiblichen Harninkontinenz ? und sie tritt nicht nur im Alter auf. Fast jede vierte Frau zwischen 18 und 44 Jahren verliert bei körperlicher Belastung manchmal oder häufiger ungewollt Urin.

Die Behandlungsformen bei Harninkontinenz sind vielfältig. Durch die Gabe von bestimmten Medikamenten ist es möglich, den Blasenmuskel ruhig zu stellen und den Harndrang dadurch einzudämmen. Außerdem kräftigt ein regelmäßiges Beckenbodentraining die Beckenbodenmuskulatur und gibt so Blase und Harnröhre wieder mehr Halt. Zudem kann die Blasenschwäche ebenfalls durch die tägliche Anwendung von Reizstrom mit einem kleinen portablen, in die Scheide einzuführenden Gerät effektiv behandelt werden. Bei etwa 60% bis 70% der so behandelten Frauen lässt sich ein spürbares Nachlassen der Harninkontinenz und ein Gewinn an Lebensqualität verzeichnen. Eine Operation kann dann erfolgen, wenn andere Behandlungsmöglichkeiten keinen Erfolg gezeigt haben oder wenn besonders schwere Fälle vorliegen. Hier werden der Blasenhals und die Harnröhre angehoben und dadurch in die Lage versetzt, dem Druck der gefüllten Blase wieder besser standzuhalten. Dabei geschieht das Anheben mit Hilfe von Schlingen aus speziellem Kunststoff. Diese Operation wird im Krankenhaus Bischofswerda als minimalinvasiver Eingriff durchgeführt und die Patientin kann das Krankenhaus in der Regel in den nächsten Tagen wieder verlassen. Allerdings betont die Oberärztin Dr. med. Grit Schuster auch, dass eine Operation nur dann erfolgt, wenn die anderen vorab genannten Behandlungsmethoden kein positives Ergebnis für die betroffene Frau gebracht haben.

Häufig, so Dr. Schuster, leiden Frauen bereits viele Jahre unter Harninkontinenz, ehe sie sich einem Arzt anvertrauen. Dabei spielt die Scham häufig eine große Rolle oder die weit verbreitete Ansicht, dass diese Erkrankung ab dem 50. Lebensjahr ?normal? sei. Allerdings können auch jüngere Frauen unter Blasenschwäche leiden.

Der richtige Ansprechpartner für diese gut behandelbare Erkrankung ist in jedem Fall der Gynäkologe, der Urologie oder der Hausarzt. Zur weiteren und intensiven Abklärung der Ursachen können die niedergelassenen Ärzte ihre Patientin dann an die Ärztliche Kontinenzberatungsstelle im Krankenhaus Bischofswerda überweisen. Die Terminabsprache erfolgt über das Sekretariat der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Telefon (03594) 787-3240. Die Sprechstunde findet immer dienstags und mittwochs jeweils von 13.00 Uhr bis 16.00 Uhr statt. Hier werden die Patientinnen nach einem ausführlichen Gespräch über den Verlauf der Erkrankung umfassend untersucht und anschließend wird die weitere ambulante oder stationäre Behandlung gemeinsam besprochen. Allein im vergangenen Jahr sind in der Frauenklinik im Krankenhaus Bischofswerda ca. 400 Betroffene behandelt worden.

 



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