„Multiresistente Krankenhauskeime“ Was ist das eigentlich?
„Multiresistente Krankenhauskeime“ – Was ist das eigentlich? Unter diesem Schlagwort wird häufig und fälschlicherweise eine heterogene Gruppe von Bakterien zusammengefasst, gegen die keine Antibiotika mehr wirksam sind und die ihren alleinigen Ursprung im Krankenhaus haben.
Zu der Gruppe der multiresistenten Erreger gehört zweifelsohne der MRSA (methicillin-resistenter Staphylococcus aureus). In den vergangenen Jahren gelangen aber vor allem sogenannte multirestente gramnegative Erreger (MRGN) in den Fokus der Öffentlichkeit.
Zur frühzeitigen Erkennung, wirksamen Verhinderung der Weiterverbreitung als auch Bekämpfung im Krankenhaus bedarf es großer interdisziplinärer Anstrengungen. Die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung der Weiterverbreitung ist die konsequente Anwendung der sogenannten Standardhygiene, die jeder Patient, egal ob er Träger eines multiresistenten Keimes ist oder nicht, erhalten sollte. Hierzu zählen vor allem die Händedesinfektion, die sachgerechte Aufbereitung von Medizinprodukten und die regelmäßige routinemäßige Desinfektion von Flächen.
Diese, sowie für multiresistente Erreger darüber hinausgehende Hygienemaßnahmen, sind in der Hygieneordnung der Oberlausitz-Kliniken gGmbH umfassend geregelt. Diese zusätzlichen Maßnahmen bestehen u. a. aus einer entsprechenden Isolierung betroffener Patienten im Einzelzimmer sowie des Tragens von zusätzlicher Schutzausrüstung seitens des Klinikpersonals. Zur frühzeitigen Erkennung von Patienten mit multiresistenten Erregern wird ein von der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) am Robert-Koch-Institut empfohlenes risikobasiertes Screening bei Aufnahme durchgeführt. Gescreent werden Patienten mit bestimmten Risikofaktoren für das Vorliegen eines multiresistenten Erregers (z. B. Dialysepatienten oder Patienten aus stat. Pflege- oder Rehabilitationseinrichtungen). Das Screening erfolgt in Form von Abstrichuntersuchungen. Für ein MRSA-Screening erfolgen mind. Abstriche der Nasenvorhöfe, des Rachens sowie eventuell vorhandener chronischer Wunden. Hiermit sollen Patienten mit bereits bei Aufnahme bestehenden multiresistenten Keimen erkannt und wirksame Hygienemaßnahmen eingeleitet werden.
Ein weiterer wesentlicher Punkt sowohl zur Verhinderung der eigentlichen Entstehung als auch der Bekämpfung bzw. Therapie ist der sachgerechte Gebrauch von Antibiotika. In Deutschland macht das Verordnungsvolumen im ambulanten Bereich ca. 85 % des gesamten Antibiotikaverbrauchs in der Humanmedizin aus. Lediglich ca. 15 % werden im stationären Bereich verbraucht. Ebenso werden im Bereich der Veterinärmedizin deutlich mehr Antibiotika verbraucht als in der Humanmedizin. Im Jahr 2012 wurden ca. 1.600 – 1.800 Tonnen Antibiotika an Tierärzte abgegeben. Im Bereich der ambulanten Humanmedizin wird der Verbrauch dagegen auf 300 – 350 Tonnen / Jahr geschätzt. Das heißt, dass 85 % aller Antibiotika in Deutschland in der Tiermedizin, vor allem aber in der Tiermast zum Einsatz kommen.
Im Rahmen dieser Problemstellung sollen und müssen natürlich auch die Krankenhäuser einen Beitrag zum sachgerechten Gebrauch von Antibiotika leisten. Hierfür gibt es an der Oberlausitz-Kliniken gGmbH ein interdisziplinäres Team, bestehend v. a. aus Vertretern der Apotheke, der Mikrobiologie und der Krankenhaushygiene, die das Klinikpersonal in Fragen zur Antibiotikatherapie beraten und durch hausinterne Leitlinien zur Antibiotikatherapie eine rationalen Einsatz von Antibiotika sicherstellen. Für MRSA gibt es in der heutigen Zeit Antibiotika, die gezielt und wirksam zur Therapie eingesetzt werden können. Eine zunehmende Herausforderung in der Therapie werden in Zukunft die bereits erwähnten MRGN darstellen, gegen die aktuell nur wenig geeignete bzw. nicht mehr wirksame Antibiotika zur Verfügung stehen.
Im Rahmen des internen Qualitätsmanagements und zur Überwachung der Hygienemaßnahmen werden MRSA-Fälle in beiden Krankenhäusern, in Bautzen und Bischofswerda, erfasst und an das Nationale Referenzzentrum für die Surveillance von nosokomialen Infektionen in Berlin übermittelt. Notwendige Hygienemaßnahmen werden an beiden Klinikstandorten durch den Bereich Krankenhaushygiene, unter Einbindung der Mikrobiologie, koordiniert. Der Bereich Krankenhaushygiene ist mit einem verantwortlichen Facharzt und Hygienefachkräften besetzt. Darüber hinaus gibt es auf jeder Station eine verantwortliche Hygienebeauftragte Pflegekraft und in jedem Klinikbereich einen Hygienebeauftragten Ärzt oder Ärztin.
Im Jahr 2014 wurden rund 28.000 Patienten stationär in der Oberlausitz-Kliniken gGmbH behandelt (im Krankenhaus Bautzen rund 21.000 und im Krankenhaus Bischofswerda rund 7.000 stationäre Patienten). Es wurden insgesamt 75 Fälle mit MRSA registriert, von denen nur 4 Fälle (5,3 %) als möglicherweise im Krankenhaus übertragen gelten. Der bundesweite Referenzwert liegt hier bei ca. 10 %. Auch die Anzahl der MRSA-Fälle liegt im Jahr 2014 mit 0,27 / 100 Patienten erfreulicherweise unter dem Bundesdurchschnitt von 0,51 / 100 Patienten.