Pressemitteilung 03.08.2007

Pressemitteilung vom 03.08.2007

Madentherapie im Krankenhaus Bautzen

Chronische Wunden sind schmerzhaft für jeden Patienten, sie beeinträchtigen die Lebensqualität und verursachen eine gesellschaftliche Stigmatisierung. In der Oberlausitz-Kliniken gGmbH kommt seit November 2003 eine moderne Wunddokumentation zum Einsatz. Seitdem sind über 10.000 Fotos aufgenommen worden, es gab über 1.000 Fall-Dokumentationen und über 1.100 Wunddokumentationen ? eine beeindruckende Statistik.

Das Gefäßzentrum der Chirurgischen Klinik im Krankenhaus Bautzen hat sich in den vergangenen Jahren besonders intensiv mit dem Management chronischer Wunden beschäftigt und erzielt mit hochmodernen Verbandsverfahren bemerkenswerte Erfolge bei den Patienten.

Bei Patienten mit chronischen Wunden erfolgt die Diagnostik in der Chirurgischen Klinik im Krankenhaus Bautzen zunächst in Form einer Angiografie, einer Darstellung von Blutgefäßen mittels diagnostischer Bildgebungsverfahren. Auf diese Weise kann überprüft werden, wo die Durchblutung der Gefäße nicht funktioniert und welches Gewebe bereits geschädigt ist. Wenn der Patient gefäßchirurgisch behandelt worden ist (z. B. durch eine Operation zur Gefäßerweiterung oder

-verengung), wird anschließend ein genauer Plan zur Wundversorgung erstellt und die Wunde zum ersten Mal digital fotografiert. Ein modernes elektronisches Wundmanagementprogramm ermöglicht es, nach Eingabe der Patientenstammdaten auch die jeweiligen Bilder der Wunden zu speichern und den Verlauf der Wundheilung exakt und rasch nachvollziehbar zu dokumentieren. Außerdem ist das Computerprogramm in der Lage, die Wunde, wenn sie entsprechend auf dem Foto markiert wurde, zu vermessen und ihre Tiefe zu bestimmen. Auf diese Weise wird durch die Wundmanagerin, eine examinierte Krankenschwester mit entsprechend langjähriger Erfahrung, ein komplexer Wundstatus erstellt. Im Verlauf der Therapie wird die Wunde nun jede Woche einmal fotografiert, um ein objektives Bild des Wundverlaufs zu erhalten. So sind seit Beginn der elektronischen Dokumentation im Oktober 2004 im Gefäßzentrum der Chirurgischen Klinik bereits mehr als 8.000 Fotos entstanden ? dies bedeutet im Schnitt ca. 280 Fotos im Monat und etwa 1 ? 3 Fotos pro Wunde und Aufnahmetermin. Etwa 25 Patienten werden pro Woche auf diese Weise dokumentiert. Der Zeitaufwand liegt hier bei 10 ? 15 Minuten je Patient und ist damit viel geringer als mit der herkömmlichen handschriftlichen Dokumentation.

Zur Wundheilung gehören natürlich auch die richtigen Behandlungsformen. Um die Wunde gut und umfassend zu reinigen, greift das Fachpersonal in der Chirurgischen Klinik gern auf die sog. Madentherapie zurück. Dabei wird eine Wundauflage aus steriler Wundgaze, in die lebende Fliegenlarven eingeschweißt sind, auf die Wunde gelegt. Abgestorbenes Gewebe wird durch die steril gezüchteten Maden verflüssigt und beseitigt, sie wirken zudem antibakteriell und reduzieren die Keimbesiedlung der Wunden. Die Behandlungsdauer liegt je nach Verschmutzungsgrad der Wunde bei zwei bis vier Tagen.

Nach der Säuberung der Wunde kann dann ein sog. Vakuumverband auf die Wunde aufgebracht werden. Diese Wundtherapie bewirkt das Zusammenziehen der Wundränder durch Unterdruck und Absaugen von überschüssigem Sekret aus der Wunde. Außerdem wird durch den Unterdruck das Gewebe angehoben und die Tiefe der Wunde verringert sich. Im Schnitt bleiben die Patienten etwa ein bis drei Wochen stationär im Krankenhaus Bautzen ? dies ist abhängig vom Schweregrad der Wunde, vom Alter des Patienten und seinen Nebenerkrankungen. Zudem müssen die modernen Verbände wie der Vakuumverband durch Fachpersonal angelegt und gewechselt werden ? ein täglicher Verbandswechsel ist aber aufgrund ihres innovativen Material nicht mehr nötig.

Wenn der Patient nach Hause entlassen wird, besteht die Möglichkeit, dass seine Wunde weiterhin durch die Wundmanagerin überwacht und kontrolliert wird. In der Chirurgischen Klinik im Krankenhaus Bautzen übernimmt diese Aufgabe Schwester Karina Rostock. Sie verfügt über langjährige Erfahrungen im Bereich der Wundversorgung und arbeitet eng mit den niedergelassenen Ärzten und den entsprechenden Pflegeeinrichtungen zusammen. Bei der Entlassung des Patienten informiert sie den Hausarzt und trifft sich bei Bedarf mit einem Pflegedienst vor Ort, um die weitere Wundversorgung direkt mit dem Pflegepersonal abzusprechen. So kann eine nahtlose Weiterbehandlung garantiert werden. Der Patient erhält bei der Entlassung seinen dokumentierten Wundstatus, den Verlaufstatus der Heilung der Wunde sowie ein Foto der Wunde in ihrem jetzigen Zustand.

Diese umfassende integrierte Versorgung durch die Gefäßchirurgie im Krankenhaus Bautzen ist zum Vorteil des Patienten ? seine Wundversorgung bleibt konstant, das Verbandsmaterial wird nicht verändert und eine regelmäßige Kontrolle der Wunde durch die Wundmanagerin ist gewährleistet. Diese erfolgt im Abstand von etwa 10 ? 14 Tagen. So kann in den meisten Fällen eine stationäre Wiederaufnahme des Patienten erfolgreich verhindert werden. Die elektronische Wunddokumentation wird somit zusammen mit der umfassenden Versorgung durch die Wundmanagerin der steigenden Zahl chronischer Wunden in hohem Maße gerecht und sichert dadurch die Behandlungsqualität dieser Patienten in der Chirurgischen Klinik im Krankenhaus Bautzen. Die Versorgung von chronischen Wunden sollte aber immer zunächst ambulant durch die niedergelassenen Chirurgen, Angiologen (Gefäßspezialisten) oder ambulant arbeitenden Wundmanager erfolgen. Erst wenn diese Behandlung keine Verbesserung bewirkt, können Patienten stationär im Krankenhaus Bautzen versorgt werden.

Weitere Informationen über chronische Wunden:
Chronische Wunden entstehen z. B. durch bestimmte Gefäßerkrankungen, durch Durch-blutungsstörungen oder durch Diabetes. Bei etwa 70 % aller Beingeschwüre handelt es sich um Wunden, deren Ursache ein erhöhter Blutdruck der Beinvenen ist ? die sog. ?offenen Beine?, das venöse Unterschenkelgeschwür. Im Vorfeld zeigen sich die erweiterten Venen oft deutlich sichtbar als Krampfadern an den Beinen. Arterielle Gefäßerkrankungen sind Erkrankungen der Schlagadern, der Arterien. Gerade im Bereich der Beine treten diese Gefäßkrankheiten ebenfalls häufig auf. Bei Durchblutungsstörungen wird das betroffene Gewebe nur unzureichend mit Nährstoffen und Sauerstoff über das Blut versorgt. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass bei Patienten ab ca. 50 Jahren die arteriellen Gefäßschäden verstärkt auftreten. Im Gefäßzentrum der Chirurgischen Klinik überwiegen mit ca. 80 % der Patienten die arteriellen Gefäßkrankheiten, ca. 20 % lassen sich mit venösen Leiden behandeln. Chronische Wunden können aber auch als Folge von Diabetes mellitus entstehen ? diese Erkrankung kann auf Dauer ebenfalls zu Durchblutungsstörungen und zum Absterben von Gewebe führen.

 



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